Bericht von Bernd-Jürgen Schulz
Machen Sie mit mir eine spannende Zeitreise durch das vergangene Storchenjahr 2012. Ich setze mich auf mein Fahrrad an einem Sonntag im November, es ist noch früher Nachmittag, es scheint die Sonne an einem der wenigen schönen Tage im November und es ist angenehm warm.
Mein erstes Ziel ist der Storchenhorst in Salzderhelden, ich benutze den Leine-Radweg von Sülbeck kommend. Mein Blick geht herüber zum Polder 1 in Richtung Norden, ich höre Laute von Kranichen. Nach einigem suchen am Himmel in großer Höhe, entdecke ich eine größere Gruppe von ca.250 dieser herrlichen Vögel, die in Richtung S/W weiter in ihr Winterquartier ziehen. In Salzderhelden am dortigen Storchenhorst angekommen setze ich mich auf eine der Bänke, direkt gegenüber dem Storchenhorst. Einige Nil und Graugänse ruhen in unmittelbarer Nähe zum Storchenhorst. Keinen der beiden dortigen Störche kann ich mehr entdecken, es scheinen sich meine letzten Beobachtungen zu bestätigen, dass sie um den 24 Okt. bereits in ihr Winterquartier abgezogen sind. Eigentlich für dieses Storchenpaar ungewöhnlich früh, waren sie doch in den letzten Jahren bis Mitte Nov. oder auch noch im Dez. da. Es gab auch schon Jahre da waren sie gar nicht abgezogen, dann haben sie hier überwintert. In den Jahren hatten wir auch sehr wenig Schnee, so das sie genug Mäuse finden konnten. In diesem Jahr 2012 waren sie bereits im Januar aus ihrem Winterquartier zurück, aber ab dem 29.01.12 sind sie nochmals abgezogen. Am 20.02.12 war das Storchenmännchen wieder da, aber es fehlte noch seine Partnerin, die dann aber am Nachmittag des 22.02.12 eintraf. Im Polder 1 war noch etwas Wasser eingestaut, die Lufttemperatur bewegte sich so gegen plus 10 C. Das Nest wurde sofort vom Storchenpaar ausgebessert, so konnten sie Ende März mit dem Brutgeschäft beginnen und im April war es dann soweit, 4 Nestlinge lagen im Nest. 3 Jungstörche konnten dann aber nur erfolgreich aufgezogen werden und gut entwickelen. Am 25 Mai war es dann soweit, dass die Jungstörche beringt werden konnten. Seit dem Tag tragen sie die Ringe als Ausweis mit den Nr. DEW 9X290 bis 9X292, nun hatten sie ihren Ausweis für ihr weiteres Storchenleben erhalten. Am 28.07.12 konnten sie dann ihre große Reise ins Winterquartier antreten. Einige Zeit habe ich nun hier auf der Bank gesessen, jetzt ist es aber an der Zeit das ich weiter fahre, mein neues Ziel ist das Pferde und Storchendorf Immensen. Genau gegenüber dem Storchenhorst setze ich mich auf die neue Bank mit Storchenblick, auch hier konnten 3 Jungstörche das erste Mal erfolgreich aufgezogen und beringt werden.
Im März,genau am 22.03.12 um 12h10 ist die Zeit gekommen,das Storchenmännchen kehrt aus dem Winterquartier zurück,umfliegt den Horst und klappert laut als wenn es sagen wollte,schaut her hier bin ich! Aber ab dem 26.03 und bis zum 30.03.12 ist kein Storch mehr auf dem Horst anzutreffen.Nachmittags am 30.03.12 kommt das Storchenmännchen zurück und hat eine fremde Störchin im Schlepptau ohne Ring.Die eigentliche angestammte Störchin trägt einen Ring mit Ziffern und Buchstaben DEH6397. Am 6.04.12 erst trifft die richtige Störchin ein,es kommt zum Horstkampf,dieser wird aber erst am nächsten Tag zu Gunsten der angestammten Störchin entschieden.Die Fremde muss das Feld räumen.In den nächsten Tagen kommt es immer wieder zu Störungen durch die fremde Störchin. Ab dem 22.04. 12 kann das Storchenpaar mit dem Brüten beginnen,am 25.05. schlüpfen dann die Küken. Der 28.06.12 ist ein besonderer Tag auf der Crammschen Pferdekoppel, es ist der Tag der ersten Beringung von Jungstörchen dort. Um 10h trifft der Kranwagen ein, zu diesem besonderen Ereignis wurden Storchenfreunde,Gäste und Kinder des dortigen Kindergartens eingeladen. Besonders den Kindern wollten wir damit eine Freude machen, die Natur den Menschen etwas näher bringen, das war unser Ziel. Ich glaube es ist uns gelungen, wenn man sich die Bilder danach betrachtet. Auch hier haben dann die Jungstörche ihre Ringe DEW9X293 bis 9X295 erhalten. Am 20.08.2012 bei schönem Wetter heißt es Abschied nehmen von den dortigen Jungstörchen, sie haben sich einer Gruppe von 16 anderen durchziehenden Jungstörchen angeschlossen, sind dann in großer Höhe in Richtung S/O abgezogen.
In der Zeit zwischen dem 4.Mai bis zum 19.Juni 2012 hatten wir hier im Gebiet, Polder1, Golfplatz und auf dem Acker hinter dem Friedhof in Immensen 41 Fremdstörche. Welch ein Bild bot sich täglich dem Betrachter wenn sie dort auf den Dächern in Immensen übernachtet haben. Am 19.08.12 um 11h35 war es dann auch für die Immenser-Altstörche soweit, in einer Gruppe von 19 Altstörchen begann die große Reise in ihr Winterquartier.
Der Nachmittag vergeht wie im Fluge,ich setze mich wieder auf mein Fahrrad und fahre in Richtung Hollenstedt, auf diesem Weg passiere ich noch Sülbeck, mein Blick richtet sich auf die dortige Saline. Seit April 2012 ist dort auch ein Storchenhorst errichtet worden. Am letzten Tag und am 1 Mai hatte sich dort auch ein Storchenpaar niedergelassen. Leider wurde durch die dortige erste Maifeier das Storchenpaar gestört. Es war ein unberingtes Storchenpaar und begann auch gleich mit dem Nestbau. In den folgenden Tagen wurde der Horst noch mehrmals von einem Storch angeflogen,zur gleichen Zeit verunglückte in Hollenstedt ein unberingter Weißstorch an einer Hochspannungsleitung. Insgesamt waren 3 Störche hier in der näheren Umgebung 2012 davon betroffen. Meine Radtour endet in Hollenstedt genau gegenüber der Geschiebesperre wo wir mit fleißigen Helfern im Juni einen alten Storchenhorst vom dortigen Sportplatz nach dort versetzen konnten. Dieser Storchenhorst hat eine neue Nisthilfe und einen neuen Masten erhalten und wurde dann mit Nistmaterial von mir ausgestattet. Zuvor hatte ich ein komplettes Weißstorchenpaar im dortigen Gebiet über Monate beobachtet, der neue Horst wurde auch von Ihnen des Öfteren schon angeflogen. Einer der Weißstörche war beringt mit dem Ring DEH3X548 und der Beringungsort ist Elbrinxen,Krs.Lippe. Es bleibt nun zu hoffen,das alle unsere hiesigen Weißstörche auch im Jahr 2013 wieder hier vollzählig zurück kehren werden.Da alle Horste direkt oder dicht am Leine-Radweg liegen, kann man schon fast vom Storchenradweg sprechen und er ist für alle interessierten Radler noch attraktiver geworden. Hoffentlich verändert sich unsere hiesige Landschaft nicht noch weiter, sonst wird es zunehmend immer schwieriger passende Nahrung zu finden für unsere Störche und andere Vogelarten.
Freundliche Grüße sendet Ihnen der Storchenvater
Bernd-Jürgen Schulz.
Habe heute über dem Polder 6 Störche kreisen gesehen. In den Wiesen sind auch noch einige gewesen.
25.5.2014: Störche auf dem Kirchturm Markoldendorf haben seit einiger Zeit 3 Jungtiere. Sie sind eifrig am füttern und die kleinen sind schon sehr agil im Nest. Wir hoffen , sie schaffen es alle groß zu ziehen.