Am Dienstag, 19.Februar fand in der gut gefüllten Salzderheldener Sporthalle die Informationsveranstaltung zum Glasfaserausbau der Firma Goetel statt. Nachdem bereits im Januar der Startschuss für die Dörfer rund um den Leinepolder erfolgt war, hat nun auch Salzderhelden die Möglichkeit auf den (Schnell)Zug aufzuspringen.
Als unabhängiger Anbieter verspricht die Göttinger Firma Goetel, superschnelles Internet mit Datenübertragungsraten von 1000 Mbit/Sekunde direkt in die Häuser zu legen. „Bei uns ist nicht am letzten Verteiler Schluss“, verspricht Mario Stickfort, Leiter Privatkundenvertrieb bei Goetel „außerdem nutzen wir neueste Technik und setzen nicht auf eine Infrastruktur, die störungsanfällig ist und seit über 25 Jahren in der Erde liegt.“ Die jetzt mit öffentlicher Förderung durchgeführten Maßnahmen versprechen zwar kurzfristig Besserung, seien aber langfristig gesehen nicht zukunftsfähig:“Versuchen Sie mal mit einem Porsche über eine Kopfsteinpflasterstraße zu fahren. Da kommen Sie trotz der PS schnell an Ihre Grenzen.“
Eine gute Internetverbindung werde immer wichtiger, betonte Stickfort. Das gelte nicht nur für die private Nutzung, sondern auch für das Herunterladen von Formularen, für das Arbeiten von Zuhause aus, für Einkauf oder Freizeit. Internet statt Lexikon und Atlas, das sei ebenso Realität wie die Nutzung von TV-Mediatheken. Für die Schule werde Internet vorausgesetzt, ein Studium ohne Internet sei nicht möglich. Auch Online-Banking und SmartHome brauchten „vernünftige Verbindungen“, genau wie die geschäftliche Nutzung, etwa Fernwartung von Maschinen oder Anlagen. Der Bandbreitebedarf werde steigen, so Mario Stickfort. Die Regeln für Salzderhelden sind die gleichen wie in den anderen Ortschaften. Sobald 60 Prozent beziehungsweise 350 Aufträge eingereicht sind, können die Planungen beginnen. Ein Anschluss noch in diesem Jahr, liegt im Bereich des Machbaren. Auch, wenn die Laufzeit bisheriger Verträge noch nicht beendet sei, gehe der Kunde kein Risiko ein: Eine doppelte Berechnung erfolge nicht, die Zwischenversorgung sei ohne Grundgebühr möglich, wobei sich Kunden nicht um die Kündigung von Verträgen kümmern müssten. Auch die Beibehaltung der Telefonnummer übernehme der neue Versorger. Für den Anschluss eines Hauses ans Glasfasernetz berechnet das Göttinger Unternehmen aktuell einmalig zwischen 199 Euro und 499 EURO. Dieser Betrag ist abhängig von der gewählten Monatsgebühr, die bei 19,90 Euro für einen einfachen Telefon- oder Internetanschluss beginnt.
„Spätestens in vier Wochen, am 19.März, wissen wir, wo wir stehen und ob wir das Ziel von 60 Prozent erreicht haben“ so Ortsbürgermeister Dirk Heitmüller. Er appelliert zusammen mit dem Ortsrat an die Einwohnerinnen und Einwohner, diese „kleine Investition in die Zukunft“ zu tätigen, damit der Flecken Salzderhelden nicht irgendwann zu den weißen Flecken gehöre. „Ihre Kinder, Enkelkinder oder potentiellen Hauskäufer werden es Ihnen danken.“ An die Besucher der Veranstaltung wurde appelliert, auch in der Nachbarschaft für das Projekt zu werben. Bei weiterem Beratungsbedarf stehen der Ortsbürgermeister Dirk Heitmüller, sein Stellvertreter Heinz-Hermann Wolper und Ortbeauftragter Florian Koch zur Verfügung.
Die Auftragsunterlagen liegen in der Molli im Bahnhof und auf dem Hof Wolperin der Einbecker Strasse aus. Außerdem können sie von der Internetseite der Firma Goetel heruntergeladen werden. Hierzu wird allerdings bereits jetzt ein einigermaßen funktionstüchtiger Internetanschluss benötigt. 😉
Wird Salzderhelden abgehängt?
Von Vogelbeck bis Immensen, von Sülbeck bis Dassensen haben die Bürger gute Entscheidungen für die Zukunft ihrer Orte getroffen: Sie beauftragen ein Göttinger Unternehmen (Goetel), in ihren Dörfern ein Glasfasernetz für einen zeitgemäßen Internetzugang zu verlegen. Salzderhelden hat jetzt die gleiche Chance – und sollte sie nutzen, wenn der Ort nicht abgehängt werden will. Viele Salzderheldener engagieren sich deshalb bereits für das schnelle Internet – aber ob sie genügend Unterstützer finden, ist längst noch nicht sicher. 60 Prozent müssen mitmachen, damit das Glasfasernetz gebaut wird. Sollte das Projekt scheitern, wären die Folgen fatal. Mittelfristig drohen zusätzlicher Einwohnerverlust, Wertminderung der Immobilien und eine sinkende Lebensqualität.
Einwohnerverlust: Gerade für viele Jüngere ist schnelles Internet ein zentrales Argument bei der Wahl des Wohnorts. Heute ist Salzderhelden hier gegenüber vielen Nachbardörfern im Vorteil – künftig könnte es umgekehrt sein. Wer an keinen Ort gebunden ist, zieht dann eben nach Vogelbeck oder Immensen, denn erstklassiges Internet ist für viele Haushalte längst wichtiger als ein Bahnhof vor der Haustür. Das Resultat: weniger Mitglieder in den Salzderheldener Vereinen, weniger Kundschaft für den örtlichen Arzt oder Kindergarten.
Wertverlust: Wo weniger Menschen leben wollen, da verlieren die Immobilien zwangsläufig an Wert. Das trifft auch Hausbesitzer, die das schnelle Internet selbst gar nicht nutzen. Wollen sie ihr Eigentum irgendwann verkaufen, dann werden sie es noch schwerer haben als heute, einen anständigen Preis zu erzielen. In schlimmsten Fall finden sie überhaupt keinen Käufer – der Leerstand nimmt zu.
Sinkende Lebensqualität: Niemand wird behaupten, dass eine schnelle Internetverbindung glücklich macht – aber sie macht das Leben leichter. Urlaubsbuchung am Computer, freie Filmauswahl bei Netflix, einfacher Einkauf bei Amazon sind nur drei Beispiele. Immer mehr Menschen arbeiten zudem von zuhause, um Beruf und Privates besser unter einen Hut zu bekommen. Ohne gute Internetverbindung ist all das nicht machbar – und neue Möglichkeiten werden dazukommen.
Zwar ist der Internetanschluss in vielen Salzderheldener Häusern heute noch akzeptabel. Das wird sich jedoch rasch ändern, wenn die Nachbarorte mit schnellem Glasfasernetz davonziehen und die Ansprüche an die Internetverbindungen weiter steigen. Es wäre, als würde sich Salzderhelden mit einer Schotterpiste begnügen, während ringsum neue Straßen gebaut werden. Wer das nicht will, sollte sich für den Glasfaseranschluss entscheiden. 13 Orte im Umland haben bereits erkannt, dass das gut angelegtes Geld ist.
Ralf Blasig, Salzderhelden